...in Hannover zu portraitieren ist ein Fotoprojekt, welches ich seit Anfang 2015 realisiere. Unterstützung erhalte ich dabei von meinem Fotofreund Klaus Appel. Es macht uns Spaß meine Kollegen/-innen in ihrer beruflichen Rolle zu fotografieren und die Atmosphäre in ihren Räumen einzufangen.
Wir sind den teilnehmenden Psychotherapeuten/-innen dankbar für ihre Offenheit und ihre Bereitschaft zur Mitarbeit. Im September 2016 werden wir das Projekt mit einer Ausstellung und einem Fotobuch abschließen.
Friederike Ammon (HP/KJP): "Weil ich mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen arbeite, habe ich einen Raum für die Spieltherapie mit den Kindern und einen Raum nebenan
für die Erwachsenen. Da diese zunächst durch den Kinderraum gehen, um in ihren Bereich zu gelangen, werden sie durch die Spielsachen oft schon angeregt zu Erinnerungen an die Kindheit. Mir gefällt
die Symbolik der ineinander übergehenden Räume - in der Therapie wechseln die Themen ja auch immer wieder zwischen der Kindheit und dem Erwachsensein. Der Kinderbereich ist bunt und voller
Spielsachen und hier sind viele Schaumstoffpolster zum Toben und Bauen und auch eine große Hängematte. Der Erwachsenenraum ist mit einem dicken Teppich und mit warmen Farben eingerichtet, dabei aber
sehr leer. Er strahlt eine große Ruhe aus und gibt die Möglichkeit, hier nicht von sich abgelenkt zu werden und zu sich selbst und zu den inneren Themen zu finden.
Ich mag sehr, dass in beide Räume die Sonne herein scheint und sie sehr hell sind, denn das Dunkle und Verzwei- felte kommt während der Therapie ja ohnehin von selbst in den Raum."
Frauke Bahnsen (PP): “Ich bin schon sehr lange in diesen Räumen in Linden und finde für mich sehr schön, dass sie so einen ländlichen Charakter haben durch den Baumbestand rundherum. (...) Ich habe eine Sandkiste mit verschiedenen Sandsorten und es ist möglich, dass Patienten einen Aufbau machen, z.B. von einem sicheren Ort oder von einem Ort der Kindheit und dafür habe ich auch viele Symbole und Dinge aus der Natur gesammelt und das ist ein sehr wichtiger Teil meiner Arbeit, weil da die Gefühle sehr deutlich werden und wir vertiefend über alles sprechen können, was da entsteht”
Phillip Beuse (HP): “In meinem Raum fühle ich mich wohl, obwohl er klein ist. Er ist schön hell und ruhig und ich arbeite hier gerne. Und ich habe viele Dinge hier, die mir
wichtig sind. Der Raum ist zweigeteilt: die Seite, wo ich mit den Klienten arbeite und meine Schreibtischseite.
Mir ist wichtig, dass sich die Klienten hier wohl fühlen und ich sie bei ihren Entwicklungen und Veränderungen begleiten kann. Dabei bewege ich mich gerne, bzw. bringe etwas in Bewegung und arbeite
mal mit Stühlen oder mit Karten - das ergibt sich situativ.”
Winiger Beuse (PP): "Mein Raum fühlt sich für mich warm an und mit den Kunstobjekten darin fühle ich mich wohl. Auch ist er ausreichend groß, sodass ich auch kleine
Inszenierungen machen kann.
Es macht Freude, motivierten Menschen dabei zu helfen, sich zu verändern und für ihr Leben neue Lösungen zu finden."
Eberhard Bötel (PP): "Es gibt hier einige ganz symbolische Einrichtungen: der Teppich ist ein Erbstück - das ist sozusagen der Boden auf dem ich mich bewege. Die Wand habe wir mal vor Jahren - als ich das hier übernommen habe - von der Bürotapete befreit und darunter kam diese Wand mit all ihren Narben und Schrunden zum Vorschein und das haben wir ausgearbeitet. Und ich finde das ist auch ein wichtiger Aspekt von Psychotherapie: es geht nicht darum irgendetwas schön zu machen, sondern die Schönheit von dem hervorzubringen, was bisher gelebt ist und was an Wunden und Narben auch das Leben hinterlassen hat. Und da erlebt man manchmal wunderbare Überraschungen."
Gundula Buchner-Mehitarian (PP): "In meinem Raum fühle ich mich sehr wohl, weil ich Dinge um mich habe, die mir am Herzen liegen und mit denen mich eine Geschichte verbindet. Zudem ist es mir als Traumatherapeutin wichtig, dass mein Raum den KlientInnen Schutz und Geborgenheit gibt.
Hierzu trägt auch meine Hündin Rhea bei, die vormittags meistens "mitarbeitet". Durch ihr freundliches und zugewandtes Wesen gewinnt sie schnell die Herzen der Menschen, so dass es ihr schon oft ganz nebenbei gelungen ist, die Angst vor Hunden abzubauen."
Dr. Dirk Claassen (ÄP): “Was ich an den Räumlichkeiten in meiner Praxis toll finde: die Praxis liegt sehr zentral und für die Patienten gut erreichbar, sie ist hell und
freundlich eingerichtet, so dass sich alle Patienten hier wohl fühlen können, auch wenn sie mal ein bißchen länger warten müssen.
Meine Arbeit macht mir immer noch Spaß, weil ich immer wieder auf neuen Patienten, neue Menschen, neue Schicksale treffe, aber auch viele mir bekannte Patienten über längere Zeit
weiterverfolgen kann und es einfach Spaß macht, Menschen beim Wachsen und Gedeihen zuzusehen.”
Martina Conrads (PP): “Ich fühle mich hier sehr zu Hause und mir ist wichtig, dass es hier lebendig und warm ist und sich Menschen willkommen fühlen. Und es macht mir
Freude, dass der Raum sonnig und hell ist.
Ich beziehe gerne die Dimensionen des Raumes in meine Arbeit ein, die Dimensionen in denen wir leben: wir sitzen nicht nur, wir gehen, wir sind am Boden. Als Kinder waren wir am Boden und haben die
Welt ganz anders wahrgenommen als die Erwachsenen. Manchmal müssen wir auch die Welt aus einer guten Entfernung betrachten und das versuche ich auch in meinem Raum zu ermöglichen. Gelegentlich hole
ich die Leiter von nebenan und dann steigen die Leute hoch und schauen auf den Teppich, auf dem sie ganz viel erkennen können, was Elemente unseres Lebens symbolisiert."
Annemarie Delfau (PP): “Also das Wertvollste, was mir an der Arbeit Spaß macht, ist, mitzukriegen, wie Menschen sich entwickeln, wie ich sie manchmal großziehe, wie sie erwachsener und zufriedener werden. Das ist für mich das Lohnende an der Arbeit.
Mit meinen Räumen fühle ich mich im Einklang, sehr wohl und habe wenig Bedürfnis, etwas zu verändern.”
Freda Eidmann (HP/KJP): "Ich hab erst gedacht, als ich in diese Praxis eingezogen bin, der Raum ist zu niedrig. Dann habe ich die erste Gruppe hier gemacht und es hat sich
herausgestellt, dass er Halt bietet und dass das ein guter Rahmen ist für die teils sehr bewegten Prozesse, die hier stattfinden – und auch für die Vielfalt der Methoden und Spielmöglichkeiten, die
ich anbiete.
Und natürlich ist für mich auch noch die Zweiteilung wichtig - dass es diesen großen Bereich für die Gruppe gibt, wo relativ wenig drinsteht, und den eher gemütlichen Sitz-, Liege- und Spielbereich.
Und dass man von einem Ende zum anderen Licht sieht. Auf der einen Seite die Straße, von der die großen und kleinen Menschen hierher kommen, und auf der anderen Seite der Garten, wo es Möglichkeiten
gibt rauszublicken, rauszugehen und neue Perspektiven zu entwickeln."
Andreas Fehér (ÄP): "Die Gestaltung des Raumes und wie ich meine Arbeit selber erlebe, das ist eigentlich eine künstlerische Herangehensweise. Mein Vater Erfinder, meine
Mutter Künstlerin - das habe ich von denen geerbt - und ich gehe da viel mit Inspiration in meine Arbeit rein. Das ist das eigentlich das wesentliche Element, natürlich basierend auf meinen
Erfahrungen und dem, was ich gelernt habe. Aber es ist eine künstlerische Arbeit, eine Entwicklung - ich geb die Anstöße und der Patient macht was draus. Ich hab mal gesagt:`ich kann nicht etwas für
Sie machen, ich bin ein Katalysator´. Allerdings bin ich ein Platin-Katalysator."
Izabela Gurgel (PP): "Wohnen Sie hier?" - fragen oft meine Patienten im Erstgespräch. Die Frage ist auch berechtigt, weil mein Arbeitsplatz viele Ähnlichkeiten mit meinem Zuhause hat. Ich mag das Vergangene, das Alte mit dem Modernen, dem Neuen zu verbinden. Wie in der Therapie: Das Vergangene behandeln und die Veränderun-
gen schaffen, sodass es im Leben weitergeht.
Ich arbeite gerne hier, umgeben von Werken hannoverscher Künstler und von Möbeln, die ein begabter danziger Architekt für mich entworfen und gebaut hat. Ich sammle gerne Objekte, Figuren, Gegenstände die ich manchmal in die Therapie miteinbeziehe.
Seit kurzem ist etwas Lebendiges in meiner Arbeit dazu gekommen. Ein Labradormischling namens Lola, der als Therapiehund eingesetzt werden soll."
Dr. Michael Hettich (ÄP): "Was ich an dem Raum schätze, ist einerseits seine warme Atmosphäre, die sich hauptsächlich durch den Fußboden ausgedrückt, der als Holzfußboden
diese Wärme ausstrahlt. Ich finde es ganz wichtig, dass man sich in einem Therapieraum wohlfühlt.
Auf der anderen Seite habe ich den Raum so eingerichtet, dass er eine klare Formensprache hat. Die Möbel sind moderne Klassiker, die eine Klarheit ausdrücken, die auch im therapeutischen Prozess
hilfreich sein kann. Klare Formen führen zu einem klaren Kopf. Wenn unsere Patienten in ihren Problemen verstrickt sind, hilft es, wenn das Umfeld klar und geordnet ist. Ich glaube, die Patienten
schätzen das. Viele haben schon gesagt, dass sie sich hier wohlfühlen, dass sie gerne kommen, dass sie den Raum ästhetisch ansprechend finden. Und von daher fühle auch ich mich in der Arbeit mit den
Patienten hier sehr wohl."
Dr. Lucienne Hoffmann (ÄP): "Als ich den Raum gestaltet habe, war mein oberstes Ziel, dass ich mich jeden Tag darin wohl fühle und mich freue, wenn ich ihn betrete. Denn, da
bin ich sicher, die Patienten nehmen das wahr und dadurch wird die Arbeit leichter, weil sich alle wohlfühlen. Ich denke, dass der Raum so Geborgenheit und Sicherheit vermittelt und konstruktives
Arbeiten ermöglicht."
Susanne Klenk (PP): "Es ist mir wichtig, dass mein Raum so groß ist, dass ich eine Gruppe durchführen kann und trotzdem so klein, dass ich mich auch in den Einzelsitzungen wohl fühle. Es war immer ein Wunsch von mir, einen Raum mit bunten Wänden zu haben, vielleicht damit es ganz anders als zu Hause ist. Rot und Gelb sind meine Lieblingsfarben. Ich gönne mir immer einen frischen Strauß Blumen und die vielen grünen Pflanzen finde ich schön.
Sabine Kluth (HP): "Den Raum habe ich so gestaltet, dass Menschen sich hier möglichst von Anfang an wohlfühlen können und hoffentlich das Gefühl haben, hier Raum für sich und ihr So-sein zu finden. Für die Körperarbeit habe ich diverse Kissen, Polster und eine Futonmatte hier. Jeder Therapieprozess ist anders, jeder Mensch ist anders und es geht immer darum, gemeinsam zu finden, welche Arbeitsweise einen Menschen in seiner Eigenheit erreicht und wirklich mehr an seine oder ihre tiefere Wahrheit bringt.”
Andrea Lamperti (PP): " Mir ist es wichtig, dass ich mich wohl fühle in meinem Raum und dass meine Klienten sich auch wohl fühlen - und ich finde ihn ganz schön, wie eine kleine Oase in der Stadt, abseits von Lärm und Getümmel. Es gibt Natur: die Bäume und Pflanzen vor dem Fenster und ein großes Stück Himmel. Der Raum ist hell und alles darin leicht umräumbar- ein bisschen wie in einem Nomadenzelt. Man kann viel experimentieren, etwas Neues gestalten und so neue Aspekte in sich selber finden. Ich finde meinen Arbeitsraum schön farbig, und es ist auch Klarheit da. Auch das finde ich wichtig für meine therapeutische Arbeit. "
Christoph Lehrmann (ÄP): "Ich fühle mich sehr wohl in meinem neu gestalteten Raum, weil ich ihn so schön klar und hell finde. Vielleicht bildet es auch das ab, was sich zusehends für mich in der Therapie und in meiner Haltung verändert hat. Ich schätze es, klar zu sein, verlässlich, in der Beziehung nah aber auch gleichzeitig abgegrenzt. Und das bildet sich - finde ich - hier in dem Raum ein Stück ab."
Michael Lückmann (PP): "Ich bin vor 1,5 Jahren an den Lindener Markt gezogen. Was mich sehr begeistert ist das Leben hier - es ist immer was los. Ich finde, das ist ein sehr toleranter und vielfältiger Stadtteil. Die Räume waren vorher ein Frisiersalon und mir war wichtig, ihn so umzugestalten, wie ich es wollte.
Meine Arbeit ist vielleicht am besten zu umschreiben mit einem Satz aus der Punkszene Londons: "love it, leave it, change it". "Love it" heißt, etwas annehmen zu können, auch eine Krankheit; "leave it" heißt, man muß eine Situation verlassen, wenn es wirklich nicht mehr anders geht, z.B. in Partnerschaften; und "change it" - ja das ist ziemlich verhaltenstherapeutisch - heißt verändern, gucken, ausprobieren, trainieren und das versuche ich in meiner Arbeit."
Martina Müller-Kilian (PP): "Ich bin selbst gern in diesem Raum und erlebe das auch bei meinen Patienten. Ich glaube, es ist ein guter Ort, auch für schwere Stunden, indem er eine geschlossene, geschützte und warme Atmosphäre bietet und doch mit viel Licht und Himmel sich nach außen öffnet."
Cord Niederstrasser (PP): “Zu Beginn, wenn die Klienten zu mir kommen, sage ich immer: dies ist ein geschützter Raum und es geht darum, dass Sie in diesem Raum Vertrauen fassen und dass Sie in diesem Raum sich trauen, Dinge auszusprechen, die sie sich nicht mal trauen, sich selbst zu sagen. Und das können sie erfassen im ersten Moment, wenn sie hereinkommen und wenn sie das Gefühl haben, dass das irgendwann passieren könnte, dann können wir eine Therapie beginnen - sonst nicht.”
Sönke Nissen (PP): “Ja, ich find es ganz schön, dass ich diesen großen Raum zur Verfügung habe, und (...) dass die Patienten sich hier positionieren können, dass ich mich in diesem Raum zu ihnen in Beziehung setzen kann. Die Farben, die Weite, die Helle hier gefällt mir gut, ich finde, durch die Atmospäre wird es ein Stück weit, das mag ich gerne."
Dr. Heinz Noltensmeier (PP): "Der innere Raum spielt eine große Rolle in der Psychoanalyse. Der äußere Raum ist Teil eines Rahmens, der Konstante, die den Prozess umschließt
und möglich macht. In meiner täglichen Arbeit beschäftige ich mich mit Innenwelten von Patienten. Innenwelten entstehen, vergehen, kommen wieder, verändern sich. Das Unbewusste des Menschen und auch
der Gesellschaft ist jedoch zeitlos und voller dunkler Leidenschaften und leider auch Destruktivität.
Der äußere Raum ist aber auch mein persönlicher Raum, in dem ich mich täglich wohlfühlen möchte. In meiner Geschichte habe ich oft bemerkt, wie der äußere Raum den inneren spiegelt und
umgekehrt."
Anne Stoltenburg (PP): “Ja, über den Raum habe ich mich besonders gefreut. Ich mag, dass hier drei Fenster und so viel Licht sind und die Pflanzen hier wie verrückt wachsen. Die Leute fühlen sich in der Regel ziemlich wohl hier, es entfaltet sich Kreativität hier und wir finden Lösungsmöglichkeiten für auf den ersten Blick fast unlösbare Probleme, auch bei großem Leid und Kummer. Und es ist auch sehr berührend, wenn jemand die Kreativität besitzt, ein glückliches Leben zu führen und ich dabei unterstützen darf.”
Kirsten Stritt (PP): „ich arbeite sehr gern in meinen Räumen. Ich hoffe, dass meine Patienten das spüren und auch davon profitieren.“
Monika Wagner (PP): “Der Raum ist mir wichtig, weil ich mich hier sehr sicher fühle in der Arbeit mit meinen Klienten. Und diese Arbeit mit den Klienten ist ein Teil meines
Lebens, der mir ganz viel bedeutet.
Viele Klienten kommen rein und sagen: “ach, ist das schön gemütlich” - auch junge Leute. Und kürzlich fiel einem auf, dass hier nirgends ein PC oder Telefon steht, weil hier so was nicht rein
kommt.
An der Arbeit macht mir Spaß, dass ich etwas bewirken kann. Und als ich kürzlich einmal Bilanz zog, was mir wichtig ist im Leben, da war ganz klar: mein Liebster, der jetzt gemeinsam mit mir älter
wird und ich mit ihm, und die Arbeit, die ich mir weiterhin erhalten möchte.”